
Hand aufs Herz: Arbeiten Sie? Gehen Sie einer Tätigkeit nach, die Sie Arbeit nennen? Empfinden Sie das, was Sie tun als Arbeit, als ein Muss? Beantworten Sie sich diese Frage ehrlich! Einer meiner Lehrer meinte einmal etwas provokant, Urlaub sei nur etwas für Leute, die ihre Arbeit nicht mögen. Wann immer Sie sich beim arbeiten ertappen, halten Sie inne und fragen Sie sich, ob es wirklich das ist, was Sie wollen. Entfernen Sie das Müssen aus Ihrem Leben und erlauben Sie sich, für das bezahlt zu werden, was Ihnen Freude macht. Von diesem Moment an haben Sie nämlich bezahlten Urlaub. Das wird Sie erfüllen und erfolgreich machen, weil Sie das, was Sie gerne tun, selbstverständlich auch gut machen. Und für das, was man gut tut, wird man auch gut bezahlt. Etwas zu tun, was nicht seine Berufung ist, ist schädlich.
Wenn Sie gefunden haben was Sie lieben, brauchen Sie nie mehr zu arbeiten. Ein ehemaliger Kollege aus der Zeit in der ich in einer Klinik für Suchtkranke gearbeitet habe, war Therapeut geworden, weil seine Eltern beide Arzt, bzw. Psychotherapeut waren. Seine Liebe galt aber seit seiner Jugend der Arbeit mit Holz. In seiner Freizeit schreinerte er und stellte da schon wunderbare Dinge her. Eines Tages, er war bereits über 30, kündigte er. Er begann eine Schreinerlehre, die er erfolgreich als Meister abschloss. Heute stellt er edle handgefertigte Möbelstücke her, hat inzwischen sieben Angestellte und verdient das Vielfache von früher. Ich habe ihn vor ein paar Jahren zufällig wieder getroffen und er machte einen sehr zufriedenen Eindruck.
Sagen Sie sich morgens, wenn Sie sich auf den Weg zur Arbeit machen, dass Sie jetzt Geld verdienen gehen? Dann machen Sie sich für einen Moment bewusst, dass in dem Wort verdienen, das Wort dienen steckt. Diener kommen in der Regel abends müde nach Hause und wollen nur noch ihre Ruhe haben; die man ihnen auch dann noch selten lässt.
Der Amerikaner sagt: I make money und der Engländer: I earn money. Welch ein enormer Unterschied zu sagen, dass man Geld macht, erntet oder, wie in Frankreich, gewinnt: Gagner de l´argent.
Vor allem Männer, die ihren ganzen Sinn ausschließlich in der Arbeit gefunden haben, sterben kurze Zeit nach ihrer Pensio-nierung oder fallen in einen Zustand, der auch als Rentenschock bekannt ist. Bei Frauen, die ihren Lebensinhalt im Aufziehen der Kinder sahen, werden nach deren Auszug ähnliche Syndrome beobachtet, die bis zur Depression führen können und als Empty-Nest-Syndrom bekannt sind. Wenn Sie nach der Berentung oder nachdem die Kinder flügge gewor-den sind Glück haben, finden Sie eine Tätigkeit, aus der Sie Sinn und Freude schöpfen. Vor kurzem noch hörte ich einen Mann zu seinen Freunden sagen, er habe seit seiner Pensionierung mehr zu tun als vorher – und er machte bei dieser Bemerkung nicht nur einen durchaus fröhlichen Eindruck, sondern schien sogar stolz darauf zu sein. Ich kam leider nicht mehr dazu, ihn nach den Tätigkeiten seines Arbeitslebens zu fragen.
Jetzt höre ich so manchen Einspruch: Mir macht meine Arbeit aber Freude, ich finde durchaus den Sinn darin. Fragen Sie sich doch einmal, ob es wirklich die Arbeit ist, die Ihnen Sinn stiftet, oder eher das, was Sie dafür erhalten, zum Beispiel Geld, die Anerkennung anderer Menschen oder einen gewis-sen Lebensstandard. Wenn nicht – worin finden Sie Sinn? Robert Frost hat einmal gesagt:
„Im Wald zwei Wege boten sich mir dar und ich wählte den, der weniger betreten war. Das veränderte mein Leben.“
Robin Williams forderte als Lehrer in dem Film Club der toten Dichter von seinen Schülern: „Gentlemen, ich möchte, dass Sie Ihren eigenen Rhythmus finden, ihren eigenen Weg …. gehen Sie wohin Sie wollen und wie Sie wollen. Ob es stolz aussieht oder albern, ist egal.“